SCHALENBERG Sven
Maler und wissenschaftlicher Zeichner

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Sven Schalenberg spricht zur Ausstellung von Detlef Böhmer

Sven Schalenberg zur Ausstellung: „Hommage an Licht und Stein“

Der Architekturfotograph „Detlef Böhmer

im Steinskulpturenmuseum Fondation Kubach-Wilmsen,

Bad Münster am Stein – Ebernburg, am 24. Mai 2013

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

„Hommage an Licht und Stein“

                                                                1

hat Detlef Böhmer hier seine Ausstellung untertitelt

und meint damit sicher die ehrende Nachbarschaft zu dem großen Architekten Tadao Ando

und das weltberühmte Bildhauer-Team Kubach-Wilmsen.

 

Der Titel könnte aber auch dem Gesamtwerk von Detlef Böhmer, aus über 20 Jahren, gelten,

denn er betreibt vornehmlich Architekturfotografie, lichtet besondere Bauwerke, aus Beton, Glas, Holz und Stein ab, blieb dabei lange bei den unfarbigen Kontrasten des klassischen „Schwarz-Weiß“ und hat fast immer Großes und Ehrenvolles vor der Linse.

Detlef Böhmer’s Arbeiten sind eigentlich stets: „Hommage an Licht und Stein“.

 

Er sucht sich gerne Motive, die bereits von sich aus grandios sind

und schafft es, daraus nochmals „Neues“ abzuziehen.

Je bedeutender die Monumente, und die Architekten, desto lieber wird ihm sein Einsatz.

 

Solches Vorgehen, oder Nachlaufen, ist eventuell heikel und künstlerisch leicht suspekt.

Denn: Sonnt er sich vielleicht gerne im Glanz Anderer?

Kann er überhaupt mithalten mit dem ganz Großen, bereits Vorgegebenen?

Hängt er sich da eventuell an einen Zug dran, dessen Geschwindigkeit ihn leicht aus der Bahn wirft?

 

Ich denke, gerade diese Ausstellung hier zeigt, dass Detlef Böhmer durchaus mithalten kann, und aus jeder Herausforderung, wieder etwas Eigenes und Ungesehenes macht.

Je anspruchsvoller die Aufgabe, desto motivierter wird der Detlef Böhmer.

Im Lichte, oder im Schatten der bedeutenden Künstler Ando und Kubach-Wilmsen mitzuspielen, wird Detlef Böhmer, jene mit „Hommage“ ehrend, natürlich auch für sich als Ehre sehen.

 

Sein hoher Anspruch an die konzeptionelle und formale Klarheit der Architekturfotografie entstand Anfang der 90iger Jahre.

 

Die 1994 entstandene Fotoreihe „New York“ bezog moderne und klassische Themen ein.

1996 in Florenz und 2002 in Rom hielt er markant die italienische Baukunst der Renaissance lichtbildlich fest.

Seit 1997 ist Paris immer wieder künstlerisches Betätigungsfeld.

Eindrückliches Projekt 2007 war die Karl-Marx-Allee, Berlin.

Arbeitsschwerpunkt in 2009 war die futuristische Retortenstadt Almere, Niederlande.

Gezielt konzentriert er sich dann auf verschiedene Architekten und deren Bauweise.

Er reist zum Bahnhof in Liège-Guillemins des Architekten Santiago Calatrava.

Auch der Richard-Meier-Bau in Rolandseck, war ihm fotografische Auseinandersetzung mit dem Architekten des Arp-Museum.

Detlef Böhmer nahm seine eigene Entwicklung (auch mit Fotowanne, Entwicklung) lange im Schwarz-Weiß, in der eigenen Dunkelkammer vor. Dabei sah man ihn auch die Großformatplattenkamera durch das Gelände tragen.

Formell sind ihm abstrakte Bildqualitäten wichtig.

Gewichtsverteilung und Schwerkräfte werden zu grafischen Kompositionen für das Auge. Sein Einsatz der Kontraste und graphische Linienführung, werden am Gegenstand Architektur vorgeführt.

Die Bildformate, Beziehungen der Massen, Organisches plus Kubistisches,  Verhältnisse der Baukörper und große Raumordnung werden bei ihm in eine zeitlose Zeitdokumentation gebracht.

Ausbalanciert, streng, oft kühl, werden fremde Bauten und Fassaden in Szene gesetzt.

Sein exakt geplantes Vorgehen führt dabei zu nur wenigen gezielten Aufnahmen.

Geduldig kann er oft lange auf den richtigen Stand der Sonne warten.

Tagelang sucht er die gleiche Position auf, nur um die richtige Wolke zu erwarten, die ihm schon vorher vorschwebte.

 

Seit 2010 setzte er sich hier mit dem Architekten Tadao Andõ auseinander, welcher ihm mit seiner Arbeitsweise ganz besonders liegt, da dieser den Raum mit Sichtbeton, Wasser, Licht und Reflektionen, ihm geistverwandt gestaltet.

Dies Museum erschien im Innen- und Außenbereich durch das Licht charakterisiert.

In dieses architektonische Werk sind die Steinskulpturen der Fondation Kubach-Wilmsen harmonisch eingebunden.

Hier blieb er gerne nur innerhalb der Mauern. Ihm fehlte hier nichts. Es ist Alles darin geborgen. Licht und Schatten und alle Materialien, Wasser und sogar der Himmel ist hier drin. Die Höfe bleiben Innenraum.

Zeit sieht er Wandern mit dem Lauf der Sonne.

Am faszinierendsten kurz vor ihrem Erscheinen.

Durch die Erddrehung ergeben sich in der Architektur immer neue Lichtaspekte, die dann insbesondere mit den Arbeiten von Anna Kubach-Wilmsen in Verbindung treten.

Er wollte untersuchen und festhalten, wie das Licht mit Baukunst und Steinkunst in einen Dialog eintritt. Diesen Dialog führt Detlef Böhmer, als Fotokunst hier nun mit uns.

Wir folgen - und geraten wieder vor den Bildern in neues Gespräch…

 

Wie ein abstraktes, indianisches Ornament zeigt komprimiert dies Alles seine doppelte Spiegelung im Giebel in schwarz-weiß. Die Symmetrie bleibt auch ohne technische Nachbearbeitung. Nur die Wahl des Ausschnitts folgt seinem Negativ.

Sehr austariert ist dagegen die Stele im hellblauen Himmelsgiebel.

Er zeigt uns rätselhafte Spiegelungen in Glas und Wasser, die sich in der Mach-art kaum zu Ergründen scheinen.

Lichttropfen hängen an Schattenkeilen.

Das Prisma zerlegt sich in der Ecke auf dem Beton von Ando

und gleitet auf die polierte Oberfläche der Kunstwerke.

In die Macht dieser Mitte schaukelt er noch einen Schatten hinein.

Daneben ruht die Skulptur, erhaben.

 

 

 

 

 

Besser! Höher! Weiter!

Das sind Werte, die unsere Gesellschaft tief prägen!

Verflachung lässt uns unbefriedigt.

Großen Leistungen gilt unsere Aufmerksamkeit

und eine gute „Hommage“ ist

Kunst über Kunst!

 

Dies mache ich ebenso, wie der Fotograph Detlef Böhmer

Auch wenn ich als Maler, mit Kunstgeschichte arbeite, als Motiv, für meine aktuellen Bilder, fragten einige Leute: „Warum läuft er da hinkend anderen, bedeutenden Künstlern hinter-nach? Wo steckt das Eigene? Warum bringt er nicht völlig Neues und kocht Vorbereitetes nochmals auf?“

 

Dabei gilt der Blick oft sogar skrupellos den Größten, der großen Künstler aller Zeiten.

Ist das nicht völlig vermessen?

Es geht aber nicht ums Messen!

Ohne es ihnen gleichtun zu wollen, oder auch zu können, geht es hierbei nicht um eine Art Wettstreit, oder sportliches Übertrumpfen einer Leistung.

Die Arbeit wird eher ein Dialog, aus den gemeinsamen Ideen heraus, aus denen dann wieder neue Antworten entstehen.

Jemand legt was vor

und im begeisterten „Mit-Gehen“, kommen wieder ganz neue Aspekte ins Gespräch.

Vorsicht Risiko! Frischer Mut gehört schon dazu, solche Herausforderungen zu wagen, ohne in Streit zu kommen, in den stets gefährlichen Wett-Streit.

Niederlagen und Scheitern sind Erfahrungen jedes Künstlers, mit denen er gefälligst alleine klarzukommen hat. Wir wollen Erfolge sehen!

Viel zu schnell droht gegenüber dem Genialen doch eigene Banalität und Blässe.

Aber eine jede Formfindung wird multipliziert in der Rezeption.

Nochmal: Kunst wird multipliziert in der Rezeption!

Erst dann wird sie zu kommunizierter Kunst und wird bleibend.

Als Künstler ist man Produkt der ganzen Geschichte.

Man bleibt nur im Gespräch, wenn man mit dieser Geschichte im Kontakt bleibt.

So tut es auch der etablierten Kunst gut, wenn sie sich das progressive Talent in die Nähe holt.  Auch dieses Haus hier scheint mit dem ausgesuchten Gast zu profitieren.

Gegenseitige Ehrung in Freundschaft.

 

Der künstlerische Fotograph fotografiert Kunst. Große Kunst. Wo ist der Mehrwert?

Was gibt es daran über einer bestellten, guten Katalogabbildung hinaus?

Warum so hohe, hehre Motive?

Sonnt er sich doch noch gerne im Glanz Anderer?

Wo bleibt er selbst? Wer ist denn der eigentliche Erfinder?

Der Architekturfotograph Detlef Böhmer lässt sich inspirieren von hochkarätiger Architektur, die er nicht erfunden hat. Gilt das Urheberrecht hier einer Gemeinschaftsarbeit?

Andere Kollegen haben den Vorgang bereits ausreichend documentiert.

Kunst will Documentation!

Kunst braucht Inszenierung!

Kunst will und soll immer und immer wieder gezeigt sein!

Wie im Museum ein Stein präsentiert wird, will gut bedacht sein!

Dafür gibt es auch berufene Fachleute und wer Fotos davon braucht, engagiert Jemand, dem man erklärt, wofür man ihn braucht. Eine Inszenierung braucht den Regisseur.

Böhmer entzieht sich aber der Regie, dem Gebrauch,

indem er das Motiv frei für sich benutzt.

Er ist eben kein gewöhnlicher Fotograph! Er kehrt den Spieß um.

Der Zweck der Aufnahme wird erst mal sublimiert, untergeordnet der Form.

Und diese Form macht dann das „Einmalige“, das „Neue“ aus.

 

Andere arbeiten viel schneller und liefern einen Auftrag zeitig ab.

Wahrscheinlich haben Sie sich auch schon die Fotos von Shigeo Ogawa auf der website des Museums angeschaut. Grandiose Bilder sind dies! Ohne Abstriche!

Aber doch wieder ganz anders. Noch ganz im Dienste der Sache.

 

Detlef Böhmer scheint hingegen unterwegs, begeistert völlig vergessen zu können, wo er ist.

Ihn interessieren vorrangig seine eigenen bildimmanenten Qualitäten.

So gelangt er in die „Freie Kunst“, ohne vordringlichen Inhalt.

Der kommt danach anreichernd doch wieder zurück, bleibt aber hinter der Form.

Dazu braucht er den großen Anlass eher als inspirierenden Einstieg.

Wer letztendlich wen, und wem nutzt, bleibt unklar.

Gerade die Kunst soll ja ohne Nutzen sein.

Wahrscheinlich ist es der künstlerische Geist, das Vergeistigte in der Form, welches hier zum weiten Weiterdenken anregt.

 

Die bekannten Prachtfassaden der Renaissance in Florenz,

macht er neu zum unverwechselbaren Detlef Böhmer.

Es gibt eine Stelle in New York, wo alle Hobbyfotografen mal gestanden haben wollen.

Auch Böhmer war schon dort.

Was er mitbringt ist aber ein typischer Detlef Böhmer.

Wahrscheinlich würde er auch aus dem Taj Mahal, noch nie Gesehenes herausholen.

Er ist in der Lage, aus, zur Genüge Bearbeitetem, verblüffend Neues zu schaffen.

Er stellt sich selbstbewußt dem Großen zur Seite,

und hält auf seine eigene Art mit.

Wer nun meint: Das kann ich auch! Gerade an so großer Vorlage, der tue dies!

Toll, denn dann geht der Dialog wieder weiter…

Kunst über Kunst!

 

Immer wieder Paris, Berlin, Almere, nun Brüssel, werden zu Detlef Böhmer, auch Richard Meyers Museumsbau in Rolandseck und in Ebernburg

Tadao Ando. (Punkt!) …

 

Kunst über Kunst!

Was ist mehr? Was ist anders? Was nicht die Kunst schon selbst ist?

Es ist die Art der Inszenierung. Die neue Form ihrer Installation,

gedoppelt und dreifach, multipliziert,

und immer wieder funktioniert eine neue Steigerung!

 

 

 

 

Kubach-Wilmsen über Stein

Ando über Kubach

Böhmer über Ando

Diese Rede über Böhmer.

Sie, liebe Besucher, machen weiter…

 

Und jedes Mal funktioniert etwas autark Neues.

Das ist: Kunst über Kunst!

Hommage!

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Schalenbergs langjährige Erfahrungen als Ausstellungsleiter, Kritiker, Redner, Juror können sehr wertvoll sein.

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